The protagonist finds themselves in a mysterious house and is attacked by a family. They escape and realize they are in India in the year 2030. They are captured and questioned by a man in a suit. They manage to escape and find a train station, planning to leave the city. However, they discover that the date is different, causing confusion and panic. They search for a way to leave the city and find themselves lost. The protagonist is unsure of their location and struggles to find a way to the train station.
An der Welt Eine Serie von David Jonathan Folge 2 Digitale Flaschenpost Ich bin entkommen, aber ich weiß nicht auf welche Weise. Genauso mysteriös, wie ich in dieses Haus stolperte, verschwand auch alles wieder um mich her. Die Familie drang mit Stöcken und Regenschirmen auf mich ein. Ohne Pardon schlugen sie mir die Knüppel auf den Kopf. Ich hob schützend die Hände und flitt um Gnade. Im nächsten Moment stehe ich vor einer Kuh, die mich mit großen, wettrigen Augen ansieht.
Kinder lachen über meinen Anblick und rufen ein paar Erwachsene, die mich ermahnen weiterzugehen. Ich will nicht noch einmal schlägen und riskieren, was mache ich dafür? Erneut frage ich mich, wohin es mich verschlagen hat. Ich schaue mich um und stelle erstaunt fest, dass ich mich offenbar in Indien oder einem seiner Nachbarländer befinde. Es ist sehr warm, aber trocken. Die Menschen sprechen Englisch mit mir und ihre dunkle Haut zeigt eher eine cremefarbene Pigmentierung als ein tiefes Braun. Letzte Gewissheit verschaffe ich mir an einem Zeitungsstand, wo ich die Bangladornios entdecke.
Indien also. Wieso? Die Kuh trotzt langsam über die Straße nach vorne und ich bekomme keine Antwort. Da werfe ich zufällig noch einen Blick auf die Zeitung und sehe das Datum. 24. Oktober 2030. Ein Druckfehler, denke ich. Der 24. Oktober vielleicht, aber natürlich im Jahr 2024. Zur Bestätigung weise ich den Verkäufer in seinen Kreis von den Kiosk auf das Malheur hin. Jaja, ist heute, meinte er in gebrochenem Englisch. Vermutlich hat er mich falsch verstanden. Mir wird schlagartig bewusst, dass ich dringend einen Computer brauche und einen Zugang zum Internet.
Dieser ganze Spuk muss sich doch aufklären lassen. Irgendeine logische Erklärung findet sich ja wohl. Falls nicht, bin ich auch bereit eine unlogische zu akzeptieren, grinse ich ein wenig sauerköpfig in mich hinein. Aber so weit wird es hoffentlich nicht kommen. Es ist nicht einfach, sich in einer fremden Stadt zu orientieren. Ich lande direkt in Seitenstraßen und kleinen Gassen. Häuser und Menschen sind heruntergekommen. Meine Nerven sind angespannt. Bekomme ich wieder Schwierigkeiten? Zudem machen sich Hunger und Durst bemerkbar.
Keine Ahnung, wie lange ich schon unterwegs bin. Die Zugfahrt dauerte ungefähr drei Stunden bis zu ihrem erhobten Ende. In dem Haus hielt es mich alles in allem kaum eine Stunde auf. Und in Indien bin ich erst seit ein paar Minuten. Trotzdem brauche ich dringend Narben. Also schlage ich mich durch das Gewirr an Gassen. Mein Bargeld ist hier sicher nicht gültig. Aber meine Kreditkarte wird in jedem Land der Erde akzeptiert. Seltsam nur, dass ich das Gefühl habe verfolgt zu werden.
Aber es ist nicht einfach. Keine Schritte beschleunigen sich von selbst. Ich schlängle mich durch eine unglaubliche Masse an Menschen. Alle scheinen ein Ziel und irgendeinen Zweck zu haben. Allerdings bin ich davon überzeugt, wir alle machen uns etwas vor. Was sollte meine seltsame Reise auch für einen Zweck dienen? Einstweilen wäre ich schon froh, wenn ich nicht verfolgt würde. Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Hoffe ich jedenfalls. Es sollte mich auch verfolgen. Niemand kennt mich in diesem Land.
Denke ich kurz bekommen wie zwei Männer an den Armen packen und mit sich ziehen. Es nützt kein Strampeln, kein Schreien meinerseits. Die beiden sind kräftige Burschen. Und von der Menschenmenge interessiert sich niemand für mich. Es ist nicht einfach. Keine Schritte beschleunigen sich von selbst. Alle scheinen ein Ziel und irgendeinen Zweck zu haben. Von der Menschenmenge interessiert sich niemand für mich. Im Gegenteil. Es wirkt, als schauten alle weg. Eine Gasse aus Körpern entsteht um die zwei Männer, durch die sie mich hindurchzerren.
Ihnen sind Kräfte gegeben, die Masse zu teilen. Taunlich. Würde ich nicht vor Angst bibbern, wäre es interessant, dieses Phänomen genau zu beobachten. Die Männer stoßen mich in einen Wagen und fahren mich eine halbe Stunde durch Bangalore. Eine interessante Zeitfliegentour wäre da nicht die Ungewissheit. Außerdem weigern sich die Männer mit mir zu sprechen. Ich lerne also nichts über die Stadt, was an sich schon ein Verbrechen ist. Aber ich befürchte, es wird noch weitaus schlimmer für mich kommen.
Der Wagen hält und ich werde durch die Glastür eines Bürohochhauses gestoßen. Jedenfalls vermute ich das aufgrund der vielen Firmenschilder an der Fassade. Die Männer schieben mich einen marmorgefließenden Gang entlang, hinein in einen Fahrstuhl. Was für ein Gegensatz zu den ärmlichen Gassen, denke ich noch. Da erreichen wir bereits die 42. Etage. Ist 42 nicht die Antwort auf alles? Fällt mir ein. Ich schöpfe Hoffnung. Ein gutes Zeichen, mache ich mir Mut. Doch als ich auf einen einfachen Holzstuhl inmitten eines großen Raumes gedrückt werde, aufsiegt wieder die Angst und ich beginne erneut zu zittern.
Wo haben wir es? Fragt mich eine dunkle Silhouette, die aus einem hellen Lichtstrahler vortritt und sich dabei langsam in einen grauhaarigen Mann mittleren Alter verwandelt, der einen hellblauen Anzug trägt. Was soll ich haben? Frage ich verdurzt. Falsche Antwort. Verdeutlicht mir ein Schlag ins Gesicht, der mir vermutlich die Nase gebrochen hat. Ich sacke zusammen. Weichei, höre ich noch eine Stimme. Dann verlasse ich diese Welt. Als ich wieder erwache, ist der Raum leer. Ich sitze nicht mehr auf dem Holzstuhl, sondern stehe an seiner Stelle auf dem Boden.
Das verstehe wer will, denke ich. Noch eines ist mir vollkommen unklar. Was wollen die wirklich von mir? Denn ich habe doch nichts. Vorsichtig schleiche ich mich an die Tür und versuche sie zu öffnen. Kein Problem. Ich zwänge mich durch einen kleinen Spalt, um nur kein Geräusch zu verursachen. Dann stehe ich in einem langen, breiten, hell erleuchteten Flur. Der Zufall lenkt meine Schritte. Auch wenn erst jemand behauptet hat, es gebe keine Zufälle. Ich habe nicht das Gefühl, eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Der Flur führt in einen Raum, der Raum in eine Halle. Doch bevor ich in diese Halle laufe und von dort aus nach draußen in meine vermeintliche Freiheit, greife ich nach einem kleinen Gerät, das recht unschuldig auf einem großen Schreibtisch liegt und wie ein Mobiltelefon aussieht, um eine Verbindung in das Internet und damit nach Hause zu haben. Ich stelle mir natürlich die Frage, wie ich Indien auf dem schnellsten Weg verlassen könnte. Deshalb stecke ich das Gerät in meine Hosentasche und verlasse dann fluchtartig das Gebäude.
Dabei fällt mir auf, dass an seiner Fassade sehr viel weniger Firmenschilder angebracht sind als bei meinem Eintreffen ein paar Minuten oder Stunden zuvor. Ich habe mein Zeitgefühl gründlich verloren. Gleich verlasse ich das Hochhaus durch einen anderen Ausgang. Darüber mache ich mir keine weiteren Gedanken, weil es zunächst gilt, meine Verfolger, die ich dich hinter mir wehne, abzuhängen. Also renne ich Hals über Kopf die Straße entlang, um möglichst schnell, möglichst viel Raum zwischen mich und das Gebäude zu bringen.
Seltsamerweise spüre ich diesmal niemanden in meinem Rücken. So oft ich mich auch umsehe, erkenne ich weder einen Schatten noch irgendeine verrätliche Aufregung hinter mir. Hat der Unbekannte meine Flucht noch nicht bemerkt oder sein Interesse an mir verloren? Vielleicht sieht er ein, dass er den falschen Mann verdächtigt und lässt mich einfach laufen. Dieser Gedanke gibt mir neue Hoffnung und ich verlangsame meine Schritte, um nicht aufzufallen. Das Erstaunliche ist, dass ich immer noch in Bangladur bin, die Stadt sich aber während meiner kurzen Abwesenheit verändert zu haben scheint.
Nicht grundlegend, eher als wäre die Geschäftigkeit entlang ihrer Koordinaten ein klein wenig verschoben worden. Ich weiß nicht, wo ich mich befinde oder wo ich laufe. Mein einziges Ziel ist es, wegzukommen. Wenn ich genau überlege, ist es das bereits, seit ich durch den Zug geschleudert wurde. Doch das ist nicht der richtige Moment für philosophische Gedanken. Ich laufe um mein Leben, strahle ich mich an, um endlich voranzukommen. Egal wohin, nur möglichst weit. Da erkenne ich am Ende der Straße einen Bahnhof.
Zumindest wirkt das Bauwerk so auf mich. Ich laufe darauf zu, auch wenn mir bei dem Gedanken, wieder in einen Zug zu steigen, mulmig wird. Vielleicht ist das meine einzige Chance, die Stadt ungehindert zu verlassen. Ich eile, ich fliege. Im Bahnhof stellt sich heraus, dass der nächste Zug in ungefähr einer Stunde nach Mumbai fährt. Ist mir recht. Es gibt nur ein Problem mit meiner Kreditkarte. Angeblich ist das Gültigkeitsdatum abgelaufen. Aber das muss ein Fehler im System sein, denn erst vor ein paar Monaten erhielt ich eine neue Karte.
Der Käufer gibt mir den Tipp, dass hier auf der anderen Straßenseite Haus und Wagen ist. Da ich sowieso warten muss, ist das eine willkommene Abwechslung und ich schlendere gerne hinüber, auch wenn ich mir die Gefahr entgegenlebe, weil ich im Bus bin und mich auf so wenigen Metern mehrmals umsehe. Doch ich komme ungesprochen in einem Kiosk an und betrete ihn relativ unbekannt. Der Mann hinter dem Tresen lächelt mir freundlich zu. Ich gehe zwei, drei Schritte. Da fällt mir ein, ich könnte einen Blick auf eine der Zeitungen werfen, um das Datum zu prüfen.
Schließlich können nicht alle Exemplare fehlerhaft sein. Ich schaue also auf das erstmalste Blatt. Ich kann den Grinsen nicht unterdrücken. 30. Mai. Ja, das macht Sinn, denke ich. Bevor meine Nerven zu flattern beginnen und mein Magen sich zusammenzieht. 30. Mai 2030 lautet das folgende Datum. Was ist hier los? Was stimmt nicht? Ich renne kopflos aus dem Laden und hetze aufgebracht durch eine Welt, die nicht meine ist. Zwei Straßen weiter beruhige ich mich, weiß aber nicht mehr, wo ich bin.
Das ist entsetzlich, weil die Zeit mir davonläuft. Eine halbe Stunde ist inzwischen verstritten. Vielleicht steht der Zug nach Mumbai sogar schon bereit. Wie bekomme ich jetzt eine Parkkarte und vor allem in welche Richtung fließe ich Bahnhof? Kopflos bewege ich mich zuerst nach rechts, dann nach links, anschließend noch einmal nach links. Plötzlich erinnere ich mich, dass ich Aufsehen vermeiden sollte. Werde ich nicht noch immer verfolgt? Keine Ahnung, aber ich muss vorsichtig sein. Also passe ich meine Schritte der Geschwindigkeit auf die Straße an.
Durch die Beruhigung des Körpers langsam wichsele ich meine Gedanken. Hinter der nächsten Ecke erinnere ich mich dadurch plötzlich an das Gerät, das in meiner Hose steckt. Ich ziehe es hervor und versuche es einzuschalten. Zu meiner großen Überraschung akzeptiert es meine Eingabe ohne Frage nach einem Passwort oder einem Fingerprint. Vielleicht finde ich, mein Telefon ungesichert herumfliegen zu lassen, denke ich und grinse ein wenig in mich hinein. Welche Erleichterung! Dann suche ich nach einer digitalen Karte, die mir den Weg weist.
Doch während ich mich mit meinem Zeigefinger über das Menü des Bildschirms dirigiere, klopft eine Nachricht auf. Ich erstarre im Gehen. Es war ein großer Fehler, das Gerät anzuschalten. Jetzt hat mein Verfolger mich aufgespürt. Nervös tippe ich auf die Nachricht, um sie zu öffnen und halte verdunst inne. Sie ist von mir selbst. Vor Erstaunen halte ich die Luft an und lehne mich an eine Wand, um mich zusammenzusicken. Erlaubt sich jemand einen Scherz? Ist das alles doch nur ein Traum? Allmählich verliere ich die Kontrolle und bezweifle meine eigene Existenz.
Doch gewinnt die Neugieroberhand. Ich öffne meine Nachricht an mich. Während das System einen Moment benötigt, sie auf dem Display anzuzeigen, schüttle ich nur ungläubig den Kopf über diese unwahrscheinliche digitale Flaschenpost. An der Welt Eine Serie von David Jonathan Fortsetzung Verfolgung Spätsommer