Lara, a 10-year-old autistic girl with epilepsy, often argues with her mother about wearing her hat or cap in therapy. While her mother believes it's not appropriate to wear headgear indoors, the therapist is more relaxed about it. Lara becomes agitated and refuses to take off her hat, sometimes resulting in a struggle between her and her mother. In therapy, Lara eventually takes off her hat due to the heat, but then becomes restless and loses concentration. She constantly touches her head, pulls out hair ties and clips, and asks the therapist to redo her hair. The therapist realizes that Lara is sensitive to touch and her hair irritates her. To address this, the therapist offers Lara a pirate headscarf, which covers her hair without being as warm as a hat. With the headscarf, Lara is able to concentrate on puzzles without distractions. The therapist emphasizes the importance of observing and understanding children's behavior, as there is often a reason behind it. By choosing our battl
Hallo und herzlich Willkommen hier zum Podcast von Authentisch Autistisch. Die Folge heute der Kampf um die Mütze. Eine meiner Klientinnen, nennen wir sie Lara, Name geändert, frühkindliche Autistin mit häufigen und starken Epilepsieanfällen, kognitiv eingeschränkt, zehn Jahre alt, gerät oft schon im Eingang zum Therapiezentrum mit ihrer Mutter in Streit. Oft geht es darum, dass Lara sich weigert, ihre Mütze oder im Sommer auch ihr Käppi auszuziehen. Ihre Mutter vertritt dabei die Ansicht, dass es sich einfach nicht gehört, in geschlossenen Räumen eine Kopfbedeckung zu tragen.
Nun, ich selbst sehe das deutlich entspannter. Ich bin ein Kind des Rheinlands und vertrete das Prinzip warum nicht, solange es niemandem schadet. Lara wird allerdings immer lauter und ungehaltener. Sie hält die Mütze mit beiden Händen fest und schreit laut nein, nein, Mütze an. Manchmal gewinnt Mama und nimmt die Mütze dann sicherheitshalber mit. Manchmal gewinnt Lara und die Mütze bleibt auf dem Kopf. Für beide ist es jedes Mal ziemlich kraftraubend. In der Therapie nimmt Lara die Mütze meist irgendwann von selber ab, einfach weil es zu warm wird.
Aber dann geht es los. Die Konzentration ist wie weggeblasen. Lara wird unruhig, zappelt, fasst mit den Händen ständig an ihren Kopf, reißt sich unkontrolliert Haargummis und Haarspangen heraus, mit jeder Menge ausgerissenen Haaren daran. Die Haargummis und Spangen hält sie mir dann hin und bittet darum, wieder einen Pferdeschwanz oder Zöpfe zu machen. Das tue ich, aber kaum ein oder zwei Minuten später reißt sie wieder allen Haarschmuck heraus und das Spiel beginnt von vorn. Was passiert da? Nun, eigentlich ganz einfach.
Lara weiß, was ihr gut tut und das weiß sie besser als wir Erwachsene. Lara reagiert sehr empfindlich auf leichte Berührungen. Auch sie selbst kann ihre Kraft häufig nicht angemessen dosieren und ihre Haare kitzeln sie. Das nervt und Lara möchte das ungute Gefühl loswerden, also sollen die Haare neu zusammengebunden werden. Oder die Mütze auf dem Kopf soll die Haare zusammenhalten. Aha, na, wenn das so ist... Wir haben das in der Therapie dann gleich mal ausprobiert und ich habe ihr ein Piraten-Kopftuch angeboten.
Das ist nicht so warm wie die Mütze, verdeckt aber die störenden Haare. Und siehe da, Lara puzzelt hochkonzentriert und ohne jede Ablenkung mehrere Puzzles nacheinander. Da stand ich wieder einmal staunend und durfte erneut feststellen, wie wichtig es ist, die Kinder einfach in Ruhe zu beobachten und ihr Verhalten möglichst aufmerksam, wertfrei und kreativ zu hinterfragen. Denn meistens hat das Verhalten und sei es auf den ersten Blick noch so eigenartig, sinnlos oder herausfordernd einen Grund. Und oft liegt in genau diesem Verhalten eine mögliche Lösung für etwaige Schwierigkeiten.
Und wie viel Kraft und Energie bliebe uns erhalten, wenn wir bereits im Vorhinein unsere täglichen Kämpfe bewusst auswählen würden? Wählt bewusst, welche Kämpfe sich lohnen und entscheidet, welche davon ihr annehmen wollt. Denn unsere Energieressourcen sind endlich und vielleicht brauchen wir im Laufe des Tages ja noch ein paar Kraftreserven. Und wieder einmal passt unser Schlusswort ganz hervorragend. Bleibt neugierig aufeinander und bis zum nächsten Mal. Tschüss!