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Heul doch

Heul doch

FloorianFloorian

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Freude an der Menschlichkeit

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The speaker reflects on crying and how tears are quantified. They mention how emotional tears are collected for statistical purposes, but the process of gathering such data is unclear. The speaker also mentions Tanja Wolf, a medical journalist, and Prof. Dr. Med. Orlov, who both contradict each other's theories on emotional tears. The speaker reveals that they mostly cry in response to prolonged emotional hurt. They couldn't understand why until they came across a statement by Sigmund Freud, suggesting that people who want to be masters of their own lives overlook their influences and origins. The speaker then reflects on how insults have become commonplace in society due to fast-paced communication, online interactions, and social media. They mention the anonymity of the internet, which has led to a lack of consideration for others' feelings. The constant comparison and evaluation on social platforms have created an uncontrollable bombardment of insults. The speaker suggests that we s Also, ich heule wenig, aber manchmal aus dem Nichts heraus. Die Vorstellung unzähliger Menschen, die ein Leben lang ihre Tränen sammeln mussten, um diese Zahl heute statistisch erfasst zu haben, bringt mich allerdings auch wieder zum Lachen. Wie werden solche Daten eigentlich erhoben? Egal. Tanja Wolf, Medizinjournalistin, die über Theorien emotionaler Tränen schreibt, und Prof. Dr. Med. Orlov, der alles übers Auge weiß, was auch lustig ist, widerlegen sich ohnehin gegenseitig. Was außer Frau Wolf und Herrn Prof. Dr. Orlov ausschließlich ich weiß, ist die Tatsache, daß ich meist im Zusammenhang mit Kränkungen heule, die ich über einen längeren Zeitraum sammle, wie früher Fleißbillchen, mit dem Unterschied, daß ich mich über die Fleißbillchen gefreut habe damals. Ich konnte lange nicht erklären, warum ich mit Kränkungen gar nicht umgehen kann, bis ich innerhalb meines Psychologiestudiums auf folgende Aussage gestoßen bin. Der Mensch, der stur Herr in seinem Haus sein will, übersieht, was ihn und uns alle geprägt hat, und er erfährt weder, woher er kommt, noch, wo seine Ideen ihren Weg in das Bewusstsein beginnen. Er stammt von Sigmund Freud. Darüber kann man nachdenken, und es bringt viel Interessantes mit sich. Mir ist aber noch etwas anderes aufgefallen, nämlich, daß sich Kränkungen in unserem Alltag als eine Selbstverständlichkeit eingeschlichen haben und zu einem beiläufigen Nebenprodukt unserer Kommunikation geworden sind. Eine schnelllebige Gesellschaft stützt das. Sie denkt kaum mehr über ihre Äußerungen nach, daß Worte eine Wirkung, ja, eine immense Macht haben. Angestachelt von den zum allmächtigen König gemachten Online-Interaktionen und sozialen Medien voller Formulierungen, die allzu leicht missverstanden werden, und von der Anonymität des Internets, die die Rücksichtslosigkeit im Umgang mit den Gefühlen anderer auf eine bisher vielleicht nie dagewesene Art und Weise beherrscht, die andauernde Konfrontation mit ständigem Vergleich und Bewertungen auf sozialen Plattformen – all das schürt ein unkontrolliertes Bombardement an Kränkungen. Und ich schreibe das mit dem Bewusstsein als mögliche Allegorie auf unsere heutige Situation, in der es nur so von Kriegsszenarien brodelt. Es ist interessant, daß wir in einer Welt leben, in der wir sogar die Menge an Tränen quantifizieren können, die wir in unserem Leben vergießen. Vielleicht ist es an der Zeit, daß wir anfangen, die Menge an Freundlichkeit und Verständnis zu messen, die wir in unserem Leben zeigen. Wie wäre das wohl, wenn wir uns auf die statistische Erfassung fokussieren würden? Wie viele freundliche Worte wir aussprechen oder wie oft wir uns die Zeit nehmen, jemandem zuzuhören? Vielleicht würden wir dann sogar feststellen können, daß diese Zahlen weit über den achtzig Litern Tränen liegen, die wir in unserem Leben vergießen. Und vielleicht würde diese Vorstellung auch mehr zum Lachen bringen. Nicht aus Ironie, sondern aus Freude an der Menschlichkeit.

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