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Die Taegliche ferlockunng 2

Die Taegliche ferlockunng 2

Johannes Fischer

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The speaker discusses the manipulative nature of advertising and how it targets the youth. They give examples of extravagant efforts made in advertising campaigns and the influence of young people in the industry. The speaker also mentions the trend of using "newness" as a selling point and the role of technology in future advertising. They emphasize the need to be aware of manipulation in advertising and the dangers of valuing superficial qualities. Also, wissen Sie, man kommt sich in einer solchen Welt langsam ziemlich albern vor. Der Kunde, also Sie und ich, wir werden ganz einfach für dumm verkauft. Wir werden dupiert. Sie hat ja mit was vorgegaukelt, von dem dieser gute Mann wohl selbst nicht einmal fest überzeugt ist. Ja, ich muss Ihnen da voll und ganz zustimmen. Einfälle und Ideen und Künstlerische noch dazu in Ehren. Aber steht hier der Aufwand wirklich noch in einem Verhältnis zum eigentlichen Sinn der Werbung? Ich meine, ein bisschen gesundes Empfinden sollte man jedem noch lassen. Ich kann Ihnen da nicht widersprechen. Sehen Sie dieses Foto. Ein Kirchen am sonnigen Strand. Bis diese Aufnahme fertig war, so berichtet in ehrlicher Zeit Schrift, hatte ein Aufnahmestab von 8 Leuten rund 8000 Kilometer verfahren, eine Woche lang gearbeitet und über 100.000 Mark ausgegeben. Die einzige Begründung für solche Verschwendung, es geht ja schließlich um ein Werbefoto. Dafür scheint also Deutschlands Fotografen nicht zu teuer zu sein. Und sie scheuen auch keine Mühen. Sie kriechen in spanische Höhlen, durchstreifen die afrikanische Steppe und die Urwälder Brasiliens, sie schwitzen im Sudan unter der sengelnden Sonne Afrikas und frieren im Schnee der Dolomiten ebenso gern, wie sie sich von den isländischen Wasserfällen durchnissen lassen. Viele Monate unternahm eine Gruppe von Fotografen eine Weltreise, um für Pantheen-Haarwasser die passenden Naturkulissen zu finden. Die Wuppertaler Teppichfirma Vorwerk ließ einen Fotograf nach Istanbul, Teheran, Ägypten und Island reisen, um für eine neue Teppichgarnitur den echten Hintergrund zu haben. Und die richtige Pferdekoppel für eine Reno-Zigarettenanzeige fanden die Werber schließlich und endlich doch noch in Kalifornien. Oder denken Sie an unseren lieben Chibu Onkel, der ganz in Schwarz einen naturgetreuen Kaffeeklatschen Guatemalas tropischen Gefilden über sich ergehen lassen muss. Immer immer wieder. Schönes Haar, gepflegt mit Garten. Waschen mit Garten, einlegen mit Garten, rein mit Garten. Aber, aber, meine Damen und Herren, wird man entspannend, wird man... Mami, die ist wieder gesund, ist Mami, die ist wieder gesund, ist Mami. Schönes Haar, Garten-Tee. Also, mir scheint das alles tut man letztlich doch nur, um der Jugend zu imponieren. Um den jungen Extravaganten zu beweisen, dass man mit ihnen unter Zeit zu gehen versteht. Einverstanden. Doch man muss nicht nur mitgehen, man muss der Zeit auch voraus sein. Die Jugend, so wissen auch die Werber, ist ja nicht allein mit dem Gehabten zufrieden. Sie will Neues, Einmaliges, was ihnen als Erfüllung ihrer Wünsche vor Augen steht. Einige Industriezweige sahen ja schon ihre Felle wegschwimmen. So zum Beispiel der Käsekonzern Krast. Er fand heraus, dass die esbaren Deutschlands Jungbürger nicht allzu sehr interessieren. Man startete daher eine aufwändige Werbeaktion in der Zeitschrift Bravo. Eine Frankfurter Abiturientin von der Kraftwerbeagentur aus 200 Bewerberinnen ausgewählt und mit dem klingenden Namen Sherry versehen, sollte mit der fast 3 Millionen Köpfe zählenden Bravo-Gemeinde diskutieren. Über Biet und Kochen, Mode und Haushalt, Kosmetik und Kraftscheibletten. Tja, aber glauben die Werbeleute allen Ernstes, die Bravo-Leser würden jetzt in Fülle Kraftscheibletten kaufen? Sie rechnen in langen Zeiträumen. Im Augenblick, so kalkulieren sie, gibt es in Deutschland rund 9 Millionen Deutsche zwischen 15 und 25 Jahren. Von denen Jahr für Jahr ca. 400.000 heiraten. Auf lange Sicht sammeln sich Millionen aufgeschlossener Hausfrauen, die aus ihrer Bravo-Zeit eine lebhafte Erinnerung an Sherry und Kraftforum Junge Welt bewahrt haben. Der Jugend ihren Lauf zu lassen, ist übrigens kein Novum der modernen Werbung. Was Schüler und Studenten sich erst mühsam erkämpfen müssen, haben die bundesdeutschen Werber ihrem Nachwuchs schon längst und freiwillig zugestanden. Teamwork und verantwortungsgeladene Mitbestimmung bei allen Produktionen. Das bedeutet, dass junge Menschen, die oft noch nicht einmal so alt sind, um ein politisches Mandat zu übernehmen, eine millionenstarke Masse von Verbrauchern mit ihren Ideen beeinflussen. Das Durchschnittsalter in den meisten Werbeagenturen, so hat man festgestellt, liegt um 27 Jahre. Damit wäre bestätigt, was jüngst ein bekannter Werbemann sagte. Deutschlands Werbung wird immer mehr zur Beute von wesentlich Jungen rauskratzen. Aber so wild scheinen die Jungen doch nicht kratzen zu dürfen. Ich habe immer noch das Gefühl, dass sie zwar den Sound bestimmen, die erfahrenen und älteren Werbemänner aber die Partitur schreiben. Und ich finde das gut so. Wo würden wir auch hinkommen, wenn Künstler wie Wiff zum Beispiel in ihrer schier grenzenlosen Selbstzahligkeit und, entschuldigen Sie, in ihrer Maßlosigkeit das Gesicht einer ganzen Branche bestimmen? Ja, gewiss, Sie haben recht, aber Sie wissen doch auch oder können es sich wenigstens vorstellen, wie schwer es ein Industriemanager hat, der zwischen so kräftigen Stören sitzt. Die jungen Menschen lieben nun mal das Extravagante, Unorthodoxe und Spleenige. Sie wollen Gags und Idole. Etwas, das sie nicht gleich zu typischen Massenmenschen macht. Glauben Sie nicht, dass sich die Hersteller immer wieder dem Argument beugen, mit Speck fängt man Mäuse? Und was für die Jugend Speck ist, das weiß die Jugend nun mal am besten. Wenn es dazu noch um Profit und Erfolg geht, kauft jeder Industriemanager den Speck auch ungekocht oder roh. Zudem haben die Fans in der Werbeindustrie ihr ausgezeichnetes Stehvermögen, ihre Nervenkraft und Begeisterungsfähigkeit bewiesen. Wer als alter Mensch solche Eigenschaften nicht mehr aufzuweisen hat, der ist nun mal in unserer Leistungsgesellschaft ein toter Mann. Eben, und bezahlen tut man schließlich auch nur Leute, die was leisten. Ein guter Werbemann erhält hierzulande nicht gerade wenig. Die Gehälter einiger junger Texter haben so schwindelerregende Höhen erklommen, dass ein Konkurrenzkampf meist unerbittlich ist. Zum Beispiel kassiert der junge Mann, der für Opel die Texte ausknobelt, jeden Monat seine 4000 Mark. Und so einer hätte in seiner Jugendzeit nicht einmal gewagt, auch nur davon zu träumen. Aber ich gebe zu, daran wird man nichts ändern können. Was wiederum nicht heißen soll, dass wir uns hin und wieder bewusst machen, wie sehr wir alle in der Zwangsjacke von Angebot und Nachfrage stecken. Am deutlichsten wird dieser Zwang natürlich in der Werbung. Nehmen Sie nur als Beispiel die sich so seriös gebende Autoindustrie. Die französische Autofirma Peugeot, um auf dem deutschen Markt bei den jungen Käufern mehr Lahn zu gewinnen, macht es unter anderem so. Sehen Sie hier. Da sprach man von Peugeot Niveau, von ultramoderner Konzeption, individuellem Styling und hochstehender Technik. Ein vielversprechendes Angebot an die jungen Autofans, oder? Eindeutiger noch als das Bild der Anzeige. Ach, sagen Sie mal ja. Wenn ihr einen solchen Wagen kauft, liebe junge Zeitgenossen, dann kauft ihr Niveau. Und das wiederum heißt, dass ihr euch vor jungen hübschen Girls nicht mehr zuwerten. Ja, es passiert einem heute nicht mehr alle Tage, dass man sich so verzweifelt wehren muss, gegenüber so viel Andrang an weiblichem Charme. Es soll dem armen Kerl wohl nichts anderes übrig bleiben, vorausgesetzt, er ist sich des eingehandelten Niveaus bewusst, als die jungen Damen zur Fahrt durch den bunten Herbstwald einzuladen. Wo eine solche Fahrt mit Niveau enden wird, darüber werden sich die jungen Menschen wohl erst dann Gedanken zu machen brauchen, wenn sie das Auto gekauft haben. Ich frage mich bei solchen Anzeigen immer wieder, wo hier der Spaß aufhört und die Manipulation anfängt. Es ist wirklich nicht einfach, die Grenze immer genau zu erkennen. Ja, da mögen Sie recht haben. Aber was sollen die armen Werbeleute denn tun? Sie haben es ebenso schwer wie die Minifahrer, denen Sie klarzumachen versuchen, dass auch mit einem äußerlich kleinen Gefährt sehr viel Spaß zu machen ist. Wie heißt es doch? Das Auto ist die Visitenkarte ohne Druckerschwärze. Fahrer eines Morris Mini zu sein, bringt vieles mit sich. Nicht nur in London oder Südfrankreich. Morris Mini, vielleicht die vernünftigste Revolution, die es je gab. Eine geräumige Revolution, eine lustige Revolution, ein Aufstand gegen Chrom und Flech. Womit man heutzutage nicht überall Revolutionen machen kann. Beruhigend für uns dürfte da nur sein, dass die Verachtung in den Augen dieser jungen Menschen ein relativ bescheidenes Ziel hat. Den Stolz auf ihren Morris Mini. Und den, den können Sie sich für ganze 5000 Mark kaufen. Übrigens, das Thema Revolution scheint neuerdings in sehr vielen Werbeherren herumzuspucken. Vor einigen Tagen entdeckte ich diese Anzeige von Nenoregenmänteln. Der Text ist verdammt vieldeutig. In Paris zündete der Funke. Jetzt springt er über. Auch bei uns rebelliert die Jugend. Sie will andere Regenmäntel, andere Wetterjacken. Daniel Hechter gibt sie ihnen. Aus hochwertigem Gabardin von Nino formte er seinen neuen Protestlook. Das ist der neue Trend. Die Zukunft hat schon begonnen. Auch bei uns. Also, vor Überraschungen ist man einfach nicht mehr sicher. Jetzt sind die jugendlichen Rebellen endlich einmal voll akzeptiert. Wenn auch nur von der Modeindustrie. Ob es ihnen freilich viel helfen wird, das weiß ich nicht. Komisch ist es schon. Was die einen in ihrem Idealismus ehrlichen Herzens anstreben, das wird den anderen modisch angeschneidert. Eine verrückte Welt. Ich glaube, man sollte so etwas viel vordergründiger verstehen. Was früher einfach neu, einmalig war, das ist jetzt schlicht und einfach eine Revolution. Und mit der Revolution, so meint man, kann die Jugend etwas anfangen. Denn wer wäre nicht gerne ein Rebell, auch wenn man die ganze Tragweite von Revolutionen nicht zu überschauen vermag. Also, ich lasse mich ja gerne belehren. Aber glauben Sie nicht, dass Ihre Interpretation die ganze Sache noch verschlimmert? Zumindest die Einsichtigen unter uns bemühen sich mit den jungen Menschen, in ein Gespräch zu kommen, ihre Sprache zu verstehen. Und da gehen diese Werbemenschen hin und verderben die fruchtbaren Ansätze. Entschuldigen Sie, meine Herren, aber ich glaube, wir kommen hier auf ein Gleis, das uns im Augenblick allzu sehr vom eigentlichen Thema abbringt. Das kann sein. Wir sollten uns stattdessen noch ein wenig mit dem Begriff des Neuen beschäftigen. Fast alle Produkte werden doch so angepriesen. Alle Jahre wieder das Gleiche, aber neu. Gerade VW hat hier eine faszinierende Routine entwickelt. Sehen Sie hier, die Automatik hat Ihnen gerade noch gefehlt. Eben, Käfer und Variant sind die bestverkauften Wagen. Man kann sie äußerlich kaum, pardon, revolutionieren. Bleiben also nur die Details. Und hier gibt man dann jedes Jahr einen kleinen Happen hinzu. Angefangen von dem größeren Rückfenster bis hin zur Automatik. Oder glauben Sie allen Ernstes, die VW-Konstrukteure hätten diese Ideen erst gestern entwickelt. So etwas liegt in der Schublade und wartet darauf, im richtigen Zeitpunkt ausgepackt zu werden, weil es gerade noch gefehlt hat. Wie die freien Wahlen bei Esso. Das Motiv ist sehr simpel. Mit Gold fängt man Käufer bzw. Wähler. Ein amerikanisches Geschenk an unsere ideenarme Kultur. Oder wie soll man diesen Hokus-Pokus verstehen, den jeder mitmacht, der lesen kann? Wahlkampf eines Tigers gegen einen Werbeleiter? Man wagt kaum darüber nachzudenken. Man will tatsächlich in Versuchung kommen, dem Ganzen auch noch einen Sinn zu geben. Dummheit und Arroganz treiben hier verdammt gefährliche Blüten. Meine Damen und Herren, es tut mir sehr leid, aber ich muss das Gespräch an dieser Stelle abbrechen. Wir haben in dieser zweifellos sehr knapp bemessenen Zeit versucht, der Werbung und ihren Methoden ein wenig nachzuspionieren. Wir mussten, so glaube ich, sehr rasch feststellen, dass sie mehr ist als ein einfaches Gewürz oder ein simpler Stimmungsmacher. Und dabei stehen wir erst am Anfang. Die Werbeleute richten sich bereits darauf ein, dass sich die Verkaufsmethoden bis 1980 grundlegend wandeln werden. Sie sehen den Einzelhandel durch Supermärkte ersetzt und die Menschen in großen Wohnmaschinen leben. Der amerikanische Sozialkritiker John Galbraith sagt einen totalen Konkurrenzkampf unter den Werbeträgern voraus. Ein Motivforscher, Ernest Dichter, charakterisiert die künftige Lebenseinstellung des Menschen als eine demokratische Genussphilosophie. Die Menschen werden mehr Freizeit haben, zum Mond fliegen können und sich von künstlichen Nahrungsmitteln ernähren. Die Werbung, so sind ihre Manager überzeugt, muss mit dieser Entwicklung Schritt halten. Sie wird die elektronische Datenverarbeitung für sich nutzbar machen, um zu ermitteln, welches Bevölkerungsmodell am besten auf Werbung anspricht. Das Ziel ist ein Computerprogramm, das alle herkömmlichen Werbeträger, Rundfunk, Fernsehen, Zeitung und Illustrierte einschließt. Die Computer sollen dabei nicht nur ermitteln, wer durch Werbung angesprochen werden kann, sondern auch, wer wie oft angesprochen werden kann und muss. Ein bekannter Marktforscher sieht bereits internationale Fernsehstationen installiert, die Werbeprogramme mit Simultanübersetzungen ausstrahlen. Erleben auch die Jensen den neuen Frühling von Nescafé. Livio, ja, trotter und gesunde, es hilft den gerissenen Verlangen. Livio, ja, trotter und gesunde, es hilft den gerissenen Verlangen. ... so weit wie die Natur, dass niemand weiß, wie schön es ist. Zu Hause blüht es länger, wenn die Flora frisch ist. ... die Knochen gehen auf und blühen und blühen und blühen. Um jedes Missverständnis auszuschließen, wollen wir noch einmal betonen, dass Werbung unbedingt notwendig ist. Dass unsere Wirtschaft sie braucht. Aber wir sollten sehr hellhörig werden, wenn man mit Werbung versucht, uns insgeheim zu manipulieren. Ich möchte das an einem ganz einfachen Beispiel noch einmal verdeutlichen. In einer Frauenzeitschrift findet sich eine Annonce für Badekostüme mit dem scheinbar lapidaren Satz kühn oder diskret, aber mehr und mehr Sie selbst. Anders gesagt, kaufen Sie wie jedermann, um wie niemand zu sein. Das ist Manipulation. Das ist ein gefährliches Einschmuggeln von Werten, die eigentlich keine sind. Wenn der Einzelne kauft, weil man kauft, weil man das Neueste, Perfekteste haben muss, weil man Niveau hat, dann wird alles sehr schnell zu einem Ragu erregender Gleichgültigkeiten, bei dem nur das Äußerliche gilt. Zwei Menschen sitzen in einem Nichtraucherabteil. Der eine zündet sich eine Zigarette an. Darauf der andere, da steht doch Nichtraucher. Dazu der erste, und da steht, tragt Hako-Kragen. Tragen Sie vielleicht Hako-Kragen? Steigen Sie ein und fliegen Sie mit, in die eine neue Welt, die Ihnen viel versteuert hat. Mit der neuen Superlon, einem Superjet an Vergnügen. Superlon im 100mm Format. Superleicht, Nikotinarm im Raum. Eine Zigarette von neuer Weltklasse. Sie hörten den Werbefunk.

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